Don't Fear, It*s About Osmosis
2020-

Fuge ist immer beides, Ritze und Naht, Lücke und Gelenk, wo etwas bricht und sich berührt, sich teilt und versammelt, auseinanderklafft und sich spannt. Die Fuge fügt nicht den einen und einzigen Bruch, den einen Zwiespalt, die eine Zweiteilung. Sie fügt vieles auf vielerlei Weise. ich fuge; du fugst; er, sie, es fugt: wir fugen; ihr fugt, sie fugen. Verschiedenes setzt sich verschieden zusammen,fügt und schmiegt sich aneinander. Kontinuierliche, einander abstimmende Ensembles, wandernde Fugen, geschmeidige Modulationen, lückenlose Angleichungen, Schleimspuren.
Die Fuge ist auch der Ort der Verspannung. Jederzeit kann hier etwas aus den Fugen geraten. Das nicht Gefügte, noch nicht Gefügige, das nicht nur aus den Fugen, sondern vor der Fügung ist, sie zeigt auf die Ungefügtheit. Die Fuge benennt, dass vor ihr eine Teilung besteht, eine je eigene, eine je den Teilen eigene Teilung, und jeder Teil hat auch eine, die seine. Die Fuge wird immer schon aus den Fugen gewesen sein. Vor der Fügung, vor dem Fügen, vor dem Sichfügen ist das Ungefügt-Ungefügige, das Ungefüge. Die Fuge steht nicht den Unfugen gegenüber. Ihr Flüstern ergibt manchmal keinen Sinn, so genau wir hinhören, auch wenn wir die Zunge fahren lassen, lang, länger, immer der Fuge nach. Schwade werden, in die Hüllen fallen, im Dunst treiben, in den Fugen bleiben. Ich begann, mich zu zerstreuen.